Die hereditäre Hämochromatose ist mit einer Prävalenz von 2-5/1000 die häufigste genetisch bedingte Erkrankung in der kaukasischen Bevölkerung. Durch eine erhöhte Eisenresorption im Dünndarm kommt es zu einer Eisenakkumulation in verschiedenen Organen, insbesondere der Leber, durch die es langfristig zu einer Gewebeschädigung kommt. Klinische Symptome treten i.d.R. zwischen dem 4. und 6. Lebensjahrzehnt auf. Als Folge einer klinisch manifestierten Hämochromatose treten u.a. Diabetes mellitus, Kardiomyopathie und Arthropathien auf. Aufgrund der starken Anreicherung von Eisen in der Leber besteht für Betroffene das Risiko, eine Leberzirrhose und als Folge ein hepatozelluläres Karzinom zu entwickeln. Die Behandlung von Merkmalsträgern zielt auf den Entzug von Eisen aus dem Körper. Bei regelmäßiger Aderlassbehandlung haben asymptomatische Merkmalsträger eine normale Lebenserwartung. Insgesamt sind fünf verschiedene Gene bekannt, deren Mutationen zu einer hereditären Hämochromatose führen können. Abgesehen von den Mutationen im Ferroportins-Gen, welche autosomal-dominante vererbt werden, liegt bei den weiteren bisher bekannten hereditären Hämochromatose-Typen ein autosomal-rezessiver Erbgang vor. Diese ist eine Form der Vererbung, bei dem das defekte Allel auf beiden homologen Chromosomen bzw. Autosomen vorliegen muss, damit die Krankheit bzw. das Merkmal zum Ausbruch kommt. Es erkranken nur homozygote Trägerdes betroffenen Allels. Bei über 80% der Patienten wird die Hämochromatose durch eine Mutationim HFE-Gens verursacht. Das von diesem Gen kodierte Protein ist ein MHC-Klasse-1-ähnliches Glykoprotein, welches als Heterodimer mit •2-Mikroglobulin an den Transferrinrezeptor bindet und damit dessen Affinität zu Transferrin reduziert. 10% der kaukasischen Bevölkerung ist heterozygotfür die Cys282Tyr-Mutation im HFE-Gen. Die Mutation p.His63Asp stellt die zweithäufigste Mutation dar. Bei einem dringend Verdacht auf eine Hämochromatose ohne den Nachweis der o.g. Mutationen kann eine Komplettsequenzierung des HFE-Gens vorgenommen werden.